An Robert Imweg

Lieber Robert
… und wir gehn auch über Brücken, wenn da Brücken sind… Und wenn da keine Brücken
sind? Und wenn selbst brückenbauen nicht zum Ziel führt? Wo sich der Geist hinwendet, Robert,
dahin folgt das Schicksal (und der Körper). Führe nicht Deinen Korper, unser Körper scheint
uns so oft im Weg, führe Deinen Geist. Hindernisse hinter sich lassen ist schön. Das Wissen, an
Hindernissen gewachsen zu sein auch. Ich weiss Robert, die Phantasie führt zum Ziel, und die
hast Du Robert, die hast Du…
Wie die Schmetterlinge zum Beispiel. Sie zu beobachten kann einen viel lehren: So fein
und zerbrechlich haben sie doch tausend Wege gefunden, weiterzukommen, wo Weiterkom-
men unmöglich schien, selbst wenn sie zu erschreckenden Augen, zu dürren Blättern, zu
stinkenden Duftbomben, zu Tigern mutieren mussten und manchmal sogar durchsichtig wer-
den mussten. Sie leben hoch oben, aber wenn sie alle Wege gegangen sind vergraben sich
Einige um später in neuer Form wieder aufzutauchen. Und doch blieben sie sich selbst,
blieben sie Schmetterlinge… Sie sind Herren (und Damen) von Welt.
Manche Leute bewiesen, dass die Welt rund ist und nicht flach wie alle glaubten. Manchmal
ist es nicht wie es scheint, Robert, und manche Leute fuhren um die Welt und wohin hat es Sie
gebracht? Zum Schluss waren sie wieder da von wo sie kamen. Sind sie in Ihrem Leben nicht
auch weitergekommen?
Tja, Robert, Du siehst: das Leben ist voller Fragen. Und wieviel weniger spannend wäre es,
wenn sie alle zu beantworten wären…
Ja, ja, das Leben bleibt spannend. Ich freue mich bald wieder von Dir zu hören

dein Lömme

(© Roger Le Marié, August 1999)

Zu diesem Text wurde ich inspiriert durch eine Animations-Serie von François Chalet. Da-
raufhin hat François – inspiriert durch meinen Text – eine weitere Folge von Robert Imweg
kreiert. Für mich gehört dieser Text und die Folge Nr. 05 von Robert Imweg inzwischen
untrennbar zueinander. François' Animationen sind sehr gelungen, seht Euch die Folge 05
einmal an!
>> François' Robert Imweg: Folge 05